Naturschutzgruppe

Die Naturschutzarbeit in der Ortsgruppe Sontheim des Schwäbischen Albvereins ab 1950

Wie im Schwäbischen Albverein üblich, bekleidete anfangs der 1950-er Jahre auch unsere Ortgruppe ein Wanderfreund den Posten des Naturschutzwartes. Ab 1962 wurde diese Funktion unserem Wanderfreund Hans Steeger übertragen. Als engagierter Naturschützer besuchte er die Fortbildungslehrgänge des Hauptvereins, machte innerhalb der Gemeindeflur Streifengänge und versuchte den Gedanken des Naturschutzes wirkungsvoll umzusetzen Also galt es nun, eine Naturschutzgruppe zu gründen.

Bis dieser Wunsch realisiert werden konnte, vergingen fast 10 Jahre. Im Herbst 1972 lud Hans Steeger 10 Wanderfreunde und den Sontheimer Bürgermeister, Herrn Eberhardt, sowie den Gaunaturschutzwart des Donau-Brenz-Gaues, Herrn Dr. Burk, zu einem Informationsgespräch ein. Dies war die Geburtstunde der Naturschutzgruppe Sontheim im Schwäbischen Albverein.

Seit 2020 hat Klaus Lischka die Leitung der Naturschtzgruppe inne. Er übernahm sie von Josef Großhable, der die Gruppe 1993 übernommen hatte und diesen Artikel maßgeblich zusammengestellt hat.
2020 begann auch eine immer größere Zusammenarbeit und gemeinsame Aktionen mit der Familiengruppe. Diese Aktionen sind für alle hilfreich und erfrischend!
Aus dieser Zusammenarbeit entstand 2019 auch die Idee des Baus eines Eidechsenhotels auf der Streuobstwiese, um diese Reptilien bei uns wieder mehr anzusiedeln. Die Idee wurde 2020 umgesetzt und 2022 mit zwei Preisen honoriert. Der Werdegang von der Idee zur Umsetzung ist auf der Seite der Familiengruppe nachzulesen. Hier finden Sie unten bei der Auflistung unserer Preise auch diese beiden Preise aufgeführt.

In den zurückliegenden Jahren wurden folgende Naturpflegemaßnahmen durchgeführt:

1. Rekultivierung und jährliche Pflege der Wachholderheide Dexelberg – jetzt Landschaftsschutzgebiet in Sontheim

Seit Bestehen der Naturschutzgruppe ist diese bemüht, den ehemaligen Auffüllplatz Dexelberg und die angrenzenden Flächen wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurückzuführen und als Naturbiotop zu erhalten. Damals befand sich noch die gemeindeeigene Müllkippe im ehemaligen Steinbruch. Unrat und herumliegender Sperrmüll verschandelte das ganze Tal. Der Rauch der ständig brennenden Mülldeponie verpestete die Umwelt und schädigte den angrenzenden Wald.

Mit unserem Brief vom 15.6.1973 an die Gemeindeverwaltung Sontheim haben wir bereits auf diese Mißstände hingewiesen und Vorschläge zu deren Behebung unterbreitet. Auf unsere Anregung wurde dann im Winter 1975/76 eine 1. Durchforstung der Heidefläche durch die Holzmachergruppe der Gemeinde vorgenommen. Die Beseitigung des anfallenden Reisigs wurde von uns organisiert. An zwei Samstagen wurden insgesamt 75 Wagenladungen Reisig und die gesamte Heidefläche von Laub und Unrat beseitigt.
Seit dieser Zeit führt die Naturschutzgruppe in jedem Frühjahr ein Heideputzen mit Pflegemaßnahmen durch. Durch laufende Streifengänge unserer Naturschutzgruppe verhindern wir widerrechtliche Eingriffe, wie z.B. wildes Zelten, Feuerstellen, Müllablagerungen, Ausgraben geschützter Pflanzen u.a.m. Unseren Bemühungen ist es zu verdanken, dass die einzige Wacholderheide auf der Gemarkung Sontheim der Nachwelt erhalten wurde. Die insgesamt aufgewendete Zeit von 1973 bis 2016: 5500 ehrenamtliche Arbeitsstunden.

 

2. Erzgrube

Im Waldteil „Häule“ bei Bergenweiler, Ortsteil von Sontheim wurde um 1840 Bohnerz gegraben. Noch heute zeugt eine große Grube von den damaligen Ereignissen. Im Laufe der Zeit hat sich in der Grube ein kleiner See gebildet. Im Volksmund spricht man von der Erzgrube. In den letzten Jahren drohte die Erzgrube durch eingestürzte Bäume, hereinfallendes Laub und Äste zu verlanden. Auf Anregung unserer Naturschutzgruppe wurde im März 1977 die Erzgrube im Auftrag des Staatlichen Forstamtes Giengen ausgebaggert. Die Naturschutzgruppe räumte das Reisig der gefällten Bäume weg und gestaltete die Umgebung. Durch diese Aktion wurde ein Zeuge vergangenen Kulturlebens der Nachwelt erhalten.

In einer weiteren Aktion im November 2006 setzten wir das gesamte Buschwerk auf den Stock und beseitigten das anfallende Reisig. Des Weiteren fällten wir einige Bäume, welche die Erzgrube sehr stark beschatteten.
Die Aktion erfolgte mit Absprache des Amtes für Forsten beim Landratsamt Heidenheim. Die Erzgrube ist seit Jahren als Naturdenkmal ausgewiesen. Die insgesamt aufgewendete Zeit von 1977 bis 2006: über 180 Stunden.

 

3. Kühtal

1954 wurde die ehemalige Wacholderheide im Kühtal bei Bergenweiler durch den damaligen Besitzer Graf von Maldeghem aus Niederstotzingen mit Forchen aufgeforstet. Die wunderschöne Heidefläche ging dadurch bis auf einen kleinen Rest verloren. Wie sich später zeigte, war der Standort für die Forchen nicht geeignet. In 3 Aktionen in den
Jahren 1979, 1981 und 1983 beseitigten wir mit Unterstützung der Forstverwaltung und Gemeinde einen großen Teil der kranken Bäume und in weiteren 2 Aktionen 1983 und 1993 pflegten wir diese Wacholderheide.
Zwischenzeitlich ist durch natürlichen Bewuchs eine wunderschöne Wacholderheide entstanden. Die Heidefläche im Kühtal ist als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen. Insgesamt aufgewendete Zeit: über 570 Stunden.

 

4. Weichselberg in Bergenweiler

Nach starken Niederschlägen im Frühjahr 1988 rutschte der Weichselberg in zwei Wellen ab. Im Laufe des Sommers traten die ersten Errosionsschäden auf. Mit Schreiben vom 9. Februar 1989 an das Bürgermeisteramt wies die Naturschutzgruppe auf diese Schäden hin und regte eine Bepflanzung mit heimischem Gehölz an. Graf von Maldeghem als Besitzer des Weichselberges, erklärte sich mit Brief vom 30.6.1989 bereit, die erforderlichen Pflanzen zur Verfügung zu stellen.
Die Naturschutzgruppe des Schwäbischen Albvereins und die Mitglieder der Vereinsgemeinschaft Bergenweiler pflanzten am Samstag, den 17.3.1990 in einer Gemeinschaftsaktion 250 Sträucher und 15 Solitärbäume. Die abgestorbenen alten Weichselbäume und das Strauchwerk wurden nicht verbrannt, sondern gehäckselt und als Mulchmaterial an die Pflanzstellen verteilt. Daran beteiligten sich über 35 Helfer.
Im Frühjahr 1993 wurde eine weitere Pflegaktion notwendig. Hierbei wurde im Bereich der „Bachküche“ (Hohlweg) das tote Holz an den Sträuchern entfernt und diese verjüngt. Die stark überalterte Hecke am Fuße des Weichselberges wurde auf eine Länge von 50 Meter auf den Stock gesetzt. Dies war notwendig, damit die Hecke wieder neu treiben kann. Der Erfolg zeichnete sich bereits im Laufe des Frühjahrs ab.
In weiteren Aktionen im Februar 1994, April 1995 und Februar 1998 führten wir mehrere Pflegemaßnahmen durch. Insgesamt aufgewendete Zeit: 1200 ehrenamtliche Arbeitstunden.

 

5. Streuobstwiese

Die Anlage planten wir in Zusammenarbeit mit der Beratungsstelle für Obstbau, Garten- und Landschaftspflege beim Landratsamt Heidenheim. Die Pflanzungen führten wir am 13. November 1993 in Eigenarbeit auf dem gemeindeeigenen Grundstück mit 78 ar im Gewann „Greut“ durch. Gepflanzt wurden 42 Streuobsthochstämme alter resistenter
Sorten.
Eine Wind- und Vogelschutzhecke wurde am 26. März 1994 in einer zweiten Pflanzaktion als Gruppenbiotop angelegt. Dabei wurden insgesamt 160 Wildfrüchte tragende Sträucher gepflanzt. Jede Pflanzgruppe wurde mit Koppeldraht eingezäunt. Somit besteht die Möglichkeit der Beweidung des Grundstückes durch den ortsansässigen Schäfer. Das
gesamte Pflanzgut stellte uns die Gemeinde Sontheim zu Verfügung.

Bisher wurden über 85 Pflanz- und Pflegemaßnahmen durchgeführt,wie das Anbringen von Baumhosen,Ausmähen der Hecken innerhalb der Einzäunung und Baumschnitt. Als jährliche Pflegemaßnahme führen wir im zeitigem Frühjahr einen Winterschnitt und im August einen Sommerschnitt durch. Die im Jahr über anfallende Pflegarbeiten am Grundstück und darauf befindlichen Vogelgehölz erledigen wir ebenfalls. Wir haben für diese Streuobstwiese die Patenschaft übernommen. Sie wird in Zukunft von uns gepflegt und betreut. Bis 2017 wurden über 9500 ehrenamtliche Arbeitsstunden geleistet.

An der Streuobstwiese wurde im Frühjahr / Sommer 2020 trotz ertschwerter Bedigungen durch die Corona-Pandemie zusammen mit der Familiengruppe ein Eidechsenhotel angelegt. Das Erstellen hat allen Beteiligten – Großen wie Kleinen – großen Spaß gemacht und war ein hervorragendes Beispiel für das Miteinander der Generationen (s. auch in der Bildergalerie und unter Aktuelles). Zu diesem Projekt hat es nach Abschluss auch einen kleinen Film gegeben, der hier angeschaut werden kann.

 

6. Gerstelbrunnen

Seit Jahren beabsichtigt die Naturschutzgruppe die Quelle und Drainagen des Gerstelbrunnens zu einem Biotop zu fassen. Im Januar 1994 begannen wir unser Vorhaben in die Tat umzusetzen. Zuerst entfernten wir an der dort stehenden Solitärpappel das dürre Geäst und beseitigten die Umgebung des Brunnen von Unrat. Im Februar 1995
errichteten wir einen Staudamm. Dadurch wurde der Graben auf ca. 40 Meter Lange angestaut. Die Wasseroberfläche beträgt ca. 100 Quadratmeter. Schon im Frühjahr wurde der Biotop von zahlreichen Kröten als Laichteich angenommen. Im Laufe des Sommers entwickelte sich im und um den Biotop ein reges Leben. Im Rahmen vom Hauptverein des Schwäbischen Albvereins ausgeschriebenen landesweiten Landschaftspflegetages reinigten wir im November 1995 den Biotop von Laub und Verkrautung. Außerdem erhöhten wir den Staudamm, um eine noch größere Wasseroberfläche zu erhalten. Im Frühjahr 1996 konnten wir wieder viel Laich von Kröten feststellen. Wir werden auch
in Zukunft einmal jährlich eine Pflegemaßnahme durchführen – um der Verlandung vorzubeugen ist es im zeitigen Herbst notwendig das Gewässer auszuputzen. Bis 2017 aufgewendete Arbeitszeit: ca. 1700 Stunden.

 

7. Sulzhaubrünnele

Zu weiteren Aktionen trafen sich die Naturschutzwarte und ihre Helfer mehrere Male von 1971 bis 2008 bei Instandsetzungsarbeiten und Pflege des Sulzhaubrünneles. Da im Laufe der Zeit die Fassungsrohre durch Wurzelwerk zugewachsen waren, mussten wir im September 2000 die gesamte Brunnenfassung ausgraben, eine neue Kiesschüttung einbringen und über 30 Meter Drainagerohre für die Wasserfassung neu verlegen. Arbeitsaufwand: insgesamt 380 Stunden.

 

8. Kastanienallee

Bei einer Pflanzaktion im November 1982 pflanzten die Naturschutzwarte 7 Kastanienbäume im Bahnhofsgelände und erweiterten die dortige Linden- und Kastanienallee in ca. 80 Stunden.

 

9. Krötenwanderung

An den Verbindungsstraßen zwischen Sontheim und Bergenweiler stellen die Naturschutzwarte jährlich im Frühjahr die Verkehrsschilder „Krötenwanderung“ auf. An diesen Verbindungswegen wurde vor Jahren vermehrt festgestellt, dass Kröten, die zu ihren Laichplätzen unterwegs waren, überfahren wurden. Aufgewendete Zeit: über 130 Stunden.

Unserer Naturschutzgruppe gehören zur Zeit 12 Wanderfreunde mit amtlichem Ausweis von der Unteren Naturschutzbehörde (LRA) an. Bei unseren Aktionen werden wir auch von naturverbundenen Mitbürgern unserer Gemeinde und Mitgliedern der Ortsgruppe unterstützt. Außer den oben aufgeführten Aktionen führen wir regelmäßig Streifengänge durch und klären die Bevölkerung in Sachen Naturschutz auf. Weiter pflegen wir in enger
Zusammenarbeit guten Kontakt mit der Gemeindeverwaltung Sontheim und der Unteren Naturschutzbehörde beim Landratsamt Heidenheim.

Der Beweis für unsere kontinuierliche Naturschutzarbeit wird von der Landkreisverwaltung, Kommunen und Privatwirtschaft anerkannt und mit folgenden Naturschutzpreisen honoriert:

2022: 2 Naturschutzpreise (Heimatsmühle Aalen, SAV-Jugendpreis)
2017: 1 Naturschutzpreis (Kulturlandschaftspreis Baden-Württemberg)
2008: 1 Naturschutzpreis (Heimatsmühle Aalen)
2001: 1 Naturschutzpreis (Heimatsmühle Aalen)
2000: 2 Naturschutzpreise (Heimatsmühle Aalen, Gemeinde Sontheim)
1998: 3 Naturschutzpreise (Heimatsmühle Aalen, Brauerei Hald und Gemeinde Sontheim)
1996: 3 Naturschutzpreise (Heimatsmühle Aalen, Brauerei Hald und Gemeinde Sontheim)
1995: 2 Naturschutzpreise (Heimatsmühle Aalen und 2. Lina-Haehnle-Preis vom LRA)
1994: 2 Naturschutzpreise (Heimatsmühle Aalen und Gemeinde Sontheim)
1993: 2 Naturschutzpreise (Heimatsmühle Aalen und Gemeinde Sontheim)
1991: 1 Naturschutzpreis (Gemeinde Sontheim)