300 Jahre Schäferlauftradition in Heidenheim (mit Unterbrechungen)
Es mag schon vor langer Zeit in Heidenheim Zusammenkünfte der Schäfer auch mit Festcharakter gegeben haben. Die Beschreibung „wie vor alters auch gewesen“ in der Stiftungsurkunde des damaligen Herzogs Eberhard Ludwig zu Württemberg vom 5. Juli 1723 lässt dies vermuten. Nachgewiesen ist aber ein 1. Heidenheimer Schäferlauf im Jahr 1724.
Mit einer neuen Gewerbeordnung im Jahr 1828 wurden die Zünfte und somit auch der Zunftzwang aufgehoben. Daher gilt der Schäferlauf vom 21.9.1827 als letzter dieser ersten Periode.
Rund 100 Jahre später nach Wiedergründung der Schäfereivereine fand 1922, 1928 1937, 1949 und 1952 wieder ein Schäferlauf in Heidenheim statt.
Dann nach 20- jähriger Unterbrechung folgte von 1972 bis 2008 die 3. und vorerst letzte Periode dieser historischen Traditionsveranstaltung. Im Jahr 2009 beschloss die Stadt Heidenheim aus Kostengründen und mangelnder Resonanz in der Bevölkerung aber auch wegen zunehmenden Querelen mit den Schäfern, in Zukunft keine Schäferläufe mehr zu veranstalten.
Was genau ist eigentlich der „Schäferlauf“und welche Funktion hat die Schäfertanzgruppe mit Musik?
Im württembergischen Landesteil gibt es vier Schäferlaufstädte. In Markgrönigen nachweislich seit 1443, in Urach, Wildberg und Heidenheim per o.g. Stiftungsurkunde seit 1723. Während in Markgröningen alljährlich, in Urach im 2-Jahresrythmus dieses Fest stattfindet, gab es in Wildberg auch zeitweise Unterbrechungen und Heidenheim hatte sich ganz aus der Tradition verabschiedet.
Der wirkliche Höhepunkt beim jeweiligen Schäferlauf ist das Wettrennen der Schäferinnen und Schäfer, die barfüßig um den Sieg kämpfen und dann als Schäferkönigin und Schäferkönig gekrönt werden.
Und zu Ehren dieses Königspaares tanzt die Schäfertanzgruppe den „Schäferreigen“. Jede Stadt hat ihre eigene Tanzgruppe und auch unterschiedliche Choreographien. Schon im 20. Jahrhundert kamen die Tänzerinnen und Tänzer aus dem Unteren Brenztal. Seit 2010 ist die Heidenheimer Schäfertanzgruppe & Musik offiziell Teil des Schwäbischen Albverein Sontheim/Brenz.
Heidenheimer Schäfertanz
Zur eigenwilligen Melodie der Schäfermusik und nach dem Lied „Schäferlein, sag, wo willst du weiden?“, das von Sängerinnen und Sängern in Frage und Antwort gesungen wird, stellen 12 Tanzpaare die 5 Verse: „Wo willst du weiden?“, „Was willst du essen?“, „Was willst du trinken?“, „Wo willst du tanzen?“ und „Wo willst du schlafen?“ mit verschiedenen Schritt-, Lauf- und Tanzkombinationen in Szene.
Volkstanz in Deutschland und somit auch der Heidenheimer Schäferreigen wurde von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe anerkannt. Um diesen kulturellen Teil des Schäferlaufes weiter zu pflegen und in Erinnerung zu halten, aber auch um die Bedeutung der Schäferei für die Landschaftspflege und den Tourismus im Landkreis Heidenheim hervorzuheben, gibt es im 2-jährigen Rhythmus Aktionswochen und -tage mit dem Heidenheimer Schäfertanz als Höhepunkt.